Bäderarchitektur Blätterkatalog 2015

28 Sonneninsel Usedom Cafés, Eisdielen, Cocktailbars und Restau- rants säumen die Hauptstraße hinauf zur Prome- nade. Während die Sonne hell auf die schönen Villen und Hotels niederscheint, sitze ich unter einem großen Sonnenschirm. Genieße eine eis- kalte Fassbrause. Menschen schlendern an mei- nem Tisch vorbei. Kalte Hundenasen schnuppern neugierig an meinen barfüßigen Zehen. Oben auf der Promenade, in den Parks und auf den Spiel- plätzen pulsiert das Leben. Zinnowitz ist ein rich- tiges Familienbad. Und das war es wohl schon zu Kaiserzeiten. Hier legten Anfang des 20. Jahr- hunderts die großen Rügendampfer der Braeun- lich-Reederei an und entließen unzählige Erho- lungshungrige in das Seebad. 1854 eröffnete das erste Hotel, „Wigwam“. Auch hier sehe ich aller- orten herrschaftliche Häuser in Bäderarchitektur- manier.Der Preussenhof, an renomierter Stelle ge- legen, nimmt mich mit seinem exklusiv mondänen Flair auf eine Zeitreise mit. Viele Hauptstädter hatten sich im ausgehenden 19. Jahrhundert in Zinnowitz Anwesen gekauft. Auf einer alten Post- karte, die ich in einem der vielen kleinen Souvenir- läden erstanden habe, erkenne ich die Seebrücke. Und gleich neben dem Seesteg eine Badeanstalt. Schon damals standen auf dem schmalen Strand- streifen dicht an dicht Umkleidehäuschen und Strandkörbe. Männer und Frauen gingen getrennt in der Ostsee baden. Die Seebrücke war mit Ko- lonnaden überdacht. Hier drängten sich an som- merlichen Sonntagen die feinen Damen und ele- gant gekleideten Herren zum Plausch auf einen Kaffee oder ein Bier.Während die Ruhesuchenden sich in die schattenspendende Lesehalle an der Promenade zurückzogen. Ich bin mir ganz sicher, dass daran gern die jungen Frauen vorbeispazier- ten, in der Hoffnung, dort ihrem Traumprinzen zu begegnen. Um dem Trubel auf den Straßen zu entkommen, lasse ich die türmchen- und erker- verzierten Pensionshäuser hinter mir und schlen- dere zum Buchenwald hinauf, der sich an den Ort anschmiegt. Hier unter dem weiten Blätterdach schaue ich den Tennisspielern zu, die sich gegen- seitig keinen Ball schenken. Der weiße Sport war schon um 1900 en vogue. Und zu DDR-Zeiten wurden hier die ganz großen Turniere ausge- tragen. Zinnowitz war ein beliebter Trainings- ort für Spitzensportler. Auch heute bereiten sich hier Boxweltmeister, Rennrodler und Ski- springer auf ihre nächsten Wettkämpfe vor. Und sogar James Bond stählte sich hier für seinen neuen Film. Zinnowitz Ostseebad Seebrücke Zinnowitz ©Andreas Dumke, ©Adrion Zinnowitz, ©KV Zinnowitz

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