106 | Kaiserbäder | Heringsdorf
Seeheilbad
Heringsdorf
Vom kleinen Fischerdorf zum vornehmsten Seebad an der
vorpommerschen Ostseeküste stieg Heringsdorf im 19. Jahr-
hundert auf. Maßgeblichen Anteil an dieser Entwicklung hatte
der Berliner Bankier
Hugo Delbrück
, der 1872 mit einer
Aktiengesellschaft das Badewesen im Ort begründete.
Luxuriöse Häuser entstanden für vornehme Herrschaften, die
in Heringsdorf die Sommerfrische genossen. In der nach Del-
brück benannten Straße etwa steht die
Villa Staudt
, in der
Kaiser Wilhelm II. bevorzugt wohnte. Die architektonische
Extravaganz und die illustre Gästeschar brachten dem Ort
sogar den Beinamen
„Nizza des Nordens“
ein.
Noch heute sind in Heringsdorf die stattlichsten Zeugnisse
der berühmten
Bäderarchitektur
zu bewundern. In der für
einen Bankier erbauten Villa Irmgard erholte sich der russi-
sche Dichter Maxim Gorki 1922 von einem Lungenleiden.
Die heutige Ausstellung im Haus widmet sich der Literatur-
geschichte und der Entwicklung von Heringsdorf zum noblen
Seebad. Als moderner Kontrast zu den historischen Bauten
ragt die 1995 eröffnete
Seebrücke
mehr als 500 Meter ins
Meer. Sie ist das längste Bauwerk seiner Art in Kontinental-
europa.
An die Tradition als herrschaftliches Seebad erinnern immer
am ersten Augustwochenende die
Heringsdorfer Kaiser-
tage
. 2017 gibt es davon die bereits 20. Auflage. Für kulturelle
Vielfalt in dem Seeheilbad sorgen außerdem Veranstaltungen
wie das
Internationale Kleinkunstfestival
zu Pfingsten oder
Vorstellungen im Theaterzelt
„Chapeau Rouge“
. Im Winter
lädt die
Eisarena
gleich neben der Seebrücke zum Vergnügen
auf Kufen ein.
Eine mit der Ostsee eng verbundene handwerkliche Tradi-
tion führt die
weltweit älteste Strandkorbmanufaktur
in
Heringsdorf fort. Und rund um den Präsidentenberg des
Seebades entwickelt sich Deutschlands bislang einziger
Kur- und Heilwald
mit staatlicher Unterstützung.