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100 | KAISERBÄDER | Heringsdorf

Seeheilbad

Heringsdorf

Vom kleinen Fischerdorf zum vornehmsten Seebad an der

vorpommerschen Ostseeküste stieg Heringsdorf im 19. Jahr-

hundert auf. Maßgeblichen Anteil an dieser Entwicklung hatte

der Berliner Bankier

Hugo Delbrück

, der 1872 mit einer Ak-

tiengesellschaft das Badewesen im Ort begründete. Luxuriöse

Häuser entstanden für vornehme Herrschaften, die in Herings-

dorf die Sommerfrische genossen. In der nach Delbrück

benannten Straße etwa steht die

Villa Staudt

, in der Kaiser

Wilhelm II. bevorzugt wohnte. Die architektonische Extrava-

ganz und die illustre Gästeschar brachten dem Ort sogar den

Beinamen

„Nizza des Nordens“

ein.

Noch heute sind in Heringsdorf die stattlichsten Zeugnisse der

berühmten

Bäderarchitektur

zu bewundern. In der für einen

Bankier erbauten Villa Irmgard erholte sich der russische Dichter

Maxim Gorki 1922 von einem Lungenleiden. Die heutige Aus-

stellung im Haus widmet sich der Literaturgeschichte und der

Entwicklung von Heringsdorf zum noblen Seebad. Als moderner

Kontrast zu den historischen Bauten ragt die 1995 eröffnete

Seebrücke

mehr als 500 Meter ins Meer. Sie ist das längste

Bauwerk seiner Art in Deutschland.

An die Tradition als herrschaftliches Seebad erinnern immer am

ersten Augustwochenende die

Heringsdorfer Kaisertage

. 2018

gibt es davon die bereits 21. Auflage. Für kulturelle Vielfalt in dem

Seeheilbad sorgen außerdem Veranstaltungen wie das Internatio-

nale

Kleinkunstfestival

zu Pfingsten oder Vorstellungen im

Theaterzelt

„Chapeau Rouge“

. Im Winter lädt die

Eisarena

gleich neben der Seebrücke zum Vergnügen auf Kufen ein.

Eine mit der Ostsee eng verbundene handwerkliche Tradition

führt die

weltweit älteste Strandkorbmanufaktur

in Herings-

dorf fort. Und rund um den Präsidentenberg des Seebades

wurde mit staatlicher Unterstützung der

erste Kur- und

Heilwald Deutschlands

eingerichtet. Besucher können bei

einem Spaziergang die Gesundheitspotenziale dieses Buchen-

Kiefern-Mischwaldes erfahren und an den Heilwaldstationen

ihre Mobilität, Fitness und Ausdauer trainieren. Dabei stellen

die Parcours auf Grund der bewegten Topografie und der

verschiedenen Wegelängen unterschiedliche sportliche Ansprü-

che an die Nutzer.