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Nun ist er mit aller Kraft zurück, der Winter. Nachdem es

über Weihnachten viel geschneit hatte und die Insel unter

einer wundervollen weißen Pracht verborgen lag, war An-

fang Januar beinahe alles weggetaut. Doch vor einigen Tagen

drehte der Wind noch einmal auf Nordost und brachte den

Winter mit eisigen Temperaturen zurück. Sibirische Kaltluft

sorgt nun seit einigen Tagen bei minus 20 °C in der Nacht

und sonnigem Dauerfrost amTage für ein Anwachsen der

Eisberge und Eisschollen an der Ostseeküste. Die Küstenfi-

scher können nicht mehr zum Fischen hinaus auf das offene

Meer fahren. Doch die Männer um Friedhelm Schmidt

aus Zempin hält es nicht hinterm warmen Kachelofen. Sie

pflegen eine jahrhundertealte Tradition der Küsten- und

Boddenfischer – das Eisfischen.

Dort, wo sich die Steilküste des weißen Berges auf der

Halbinsel Gnitz in den Peenestrom und das Achterwasser

zu drängen scheint, ist das Eis über 20 cm dick gewor-

den. Die Männer hacken eine lange Reihe Löcher in den

schneebedeckten Spiegel, der schnurgerade fast bis rüber

nach Lassan auf das Festland reicht. Alle 15 Meter findet

sich ein etwa 50 cm großes Loch in der Eisschicht.Wie

schon Generationen von Fischern vor ihnen schieben sie

mit langen Stangen Stellnetze darunter.Von Loch zu Loch

gespannt und miteinander verbunden werden die Netze

zum unüberwindbaren Hindernis für die vorbeischwimmen-

den Fische.

Zwei Tage sind vergangen, seit die Männer in der Eiseskälte

die Netze gestellt haben. In der vergangenen Nacht ist es

noch einmal deutlich kälter geworden und die Eislöcher

sind bereits wieder zugefroren. Klirrende Kälte liegt über

dem weitenWeiß des Achterwassers, als die Männer mit

ihren Schlitten den schmalenWeg die Steilküste hinunter

kommen. Sie bringen allerlei außergewöhnliches Werk-

zeug und Kisten für den Fang mit. Nachdem die ersten

Löcher wieder eisfrei sind, werden die Netze gehoben und

tatsächlich sind schon hier direkt am Ufer einige Bleie in die

EISFISCHEREI

Auf den Spuren einer

jahrhundertealten Tradition

Die Fischer trotzen den eisigen Temperaturen und holen mit handwerklichem Geschick und jeder Menge Geduld den essbaren Schatz aus der Tiefe des

schneebedeckten Achterwassers.

Bleie

Hering

Schnäpel

Die Fischer an Ostsee und Achterwasser können sich über eine Vielzahl

verschiedener Fischarten freuen:

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