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14 | Tradition und Geschichte
Inselgeschichte und Inselgeschichten
hautnah erleben.
Die Insel Usedom ist reich an geschichtlichen Zeugnissen. So belegen Funde
an mehr als 500 Siedlungsstellen aus dem Neolithikum eine frühe Besiedlung.
Aus dieser Zeit (ca. 3.000 Jahre v. Chr.) ist allerdings nur das Großsteingrab
in Lütow auf dem Gnitz erhalten geblieben. Die meisten Inselorte gehen
auf die Zeit nach der Völkerwanderung zurück, als die wendisch-slawische
Besiedlung einsetzte. So gab es im 9. und 10. Jh. n. Chr. die ersten
slawischen Burgwälle und Burgsiedlungen, unter anderem bei der
heutigen Stadt Usedom.
Alt und neu. Heute und gestern.
Auf dem dort zerstörten Burgwall hat sich 1128 Historisches vollzo-
gen. Bischof Otto von Bamberg bekehrte auf Bitten des Pommernher-
zogs Boleslaw die heidnische Bevölkerung. Die Christianisierung Pom-
merns ging also von Usedom aus. Gute 500 Jahre später fiel die Insel
wie das übrigeVorpommern nach dem Dreißigjährigen Krieg (1648) an
Schweden und nach dem Großen Nordischen Krieg (1721) an Preußen.
Ein Jahrhundert später begann der Badebetrieb auf der Insel Usedom,
zunächst in Swinemünde (1824), dann in Heringsdorf (1825). Der
Aufschwung der Seebäder begann aber erst nach der Reichsgrün-
dung 1871.Von dieser langen Tradition als Badeorte zeugen heute
noch die prachtvollen Villen, die damals in den Seebädern Herings-
dorf, Ahlbeck, Bansin und Zinnowitz im Stil der Bäderarchitektur
errichtet wurden.
Inselkäserei Usedom,
Welzin
Handwerkliches Käsen nach
Schweizer Rezepturen kann in
derWelziner Schaukäserei bei
einem Rundgang erlebt werden.
Hier gibt es die Sorten Usedo-
mer Jung, Mittel und Alt sowie
Welziner Hartkäse zum
probieren und kaufen.
Heimatstube Freest
Die Heimatstube Freest zeigt
das Leben im früheren Pom-
mern anhand einer altertüm-
lichenWohnungseinrichtung und
diverser Alltagsgegenstände. Die
bedeutendsten Exponate sind
jedoch die Freester Fischertep-
piche, die einem traditionellen
Handwerk in der Ostseeregion
entstammen.
Salzhütten Koserow
Die Salzhütten in Koserow
stammen aus der Mitte des 19.
Jahrhunderts. In ihnen wurde
zunächst Salz zum Haltbar-
machen der Heringe aufbe-
wahrt. Später dienten sie den
Strandfischern als Lager für
ihre Netze. Heute ist hier unter
anderem ein kleines Fischerei-
museum eingerichtet.
Pommersche Keramik
Manufaktur Mellenthin
Die typische Pommernkeramik
besteht aus weißem Porzellan
mit verschiedenen Motiven
oder Mustern in blauer Farbe.
Solche Töpferware wird heute
wieder in Mellenthin in hand-
werklicher Weise hergestellt.
Gutsanlage Mölschow
Sehen, Erleben, Mitmachen.
So lautet das Motto in der
Gutsanlage Mölschow, die
einen Kulturhof mit Ausstel-
lungen zur Regionalgeschichte,
einen Handwerkerhof zum
selber kreativ werden, eine
Kulturscheune und einen
Bauerngarten vereint.
Windmühlen in Benz
und Pudagla
Die Holländer-Windmühle in
Benz und die Bockwindmühle
in Pudagla sind die beiden
letzten Vertreter ihrer Art
auf Usedom. Sie werden von
engagiertenVereinen betrieben,
die auch Führungen anbieten.
Insbesondere am Deutschen
Mühlentag (Pfingstmontag) sind
sie beliebte Ausflugsziele.
Tradition und Geschichte
Ganz anders dagegen präsentieren sich die Dörfer am Achterwasser
und im Achterland. Diese sind viel älter als die Seebäder und hier
prägen noch alte rohrgedeckte Fischerkaten das Ortsbild.
Tradition allerorten also. Dazu tragen auch die alten Handwerks-
berufe bei, die auf Usedom noch anzutreffen sind wie Strandfischer,
Rohrdachdecker und Bootsbauer. Auch altes Kunsthandwerk ist hier
zuhause, sei es in den Töpfereien der Insel oder bei den Frauen, die
in Kröslin noch Fischerteppiche knüpfen.
Die früheren Zeiten werden auch in den Heimatmuseen wieder
lebendig. Das größte Museum der Insel, das Historisch-Technische
Museum Peenemünde dokumentiert die historischen Ereignisse
zwischen 1939 und 1945, wo in Peenemünde an der Entwicklung
neuartiger Waffen gearbeitet wurde.