

Bunte Drachen
über blauen Wellen
KITESURFEN ISTWASSERSPORT DER RASANTEN ART, DER IMMER MEHR MENSCHEN
IN SEINEN BANN ZIEHT. WER DIE TRICKS UND KNIFFE DES KITESURFENS VON DEN
PROFIS LERNEN MÖCHTE, IST AUF DER OSTSEEINSEL USEDOM GENAU RICHTIG.
Text
Rico Nestmann
Fotos
Dirk Bleyer
13 | Trendsport
Kitesurfen
12 | Trendsport
Kitesurfen
Mühelos steigt der bunte
Drachen vom feinen Sand-
strand auf, schwebt leicht
wie eine Feder am blauen
Himmel.Windböen fangen
sich in dem flatternden
Stoff, blähen den Drachen
zu einem prallen Segel auf.
Fast unsichtbare Schnüre
bändigen ihn, geben ihm
Tempo und Richtung vor.
Über den blauenWellen
der Ostsee kann der Drachen seine volle Kraft entfalten.
Auf Usedom, am Grenzstrand zwischen Ahlbeck und
Swinemünde, weht fast immer eine steife Brise. Ideale Be-
dingungen für einen schnellenWassersport, der mit kleinen
Surfbrettern an großen Lenkdrachen voll imTrend liegt.
„DenWind kann man nicht kaufen – er ist ein Geschenk“.
Janina Mathies weiß, wovon sie spricht. Die professionelle
Kitesurferin, die ihr Hobby zum Beruf gemacht hat, kennt
sich nicht nur auf der Ostsee vor Ahlbeck aus, sondern
ist auch auf dem Stettiner Haff vor Kamminke unterwegs.
„Wo wir unsere Ausrüstung zum Einsatz bringen und aufs
Wasser gehen, entscheiden wir nach demWind“, sagt
Matthias Rühl. Die Kunstwissenschaftlerin aus Bremen und
der Innenarchitekt aus Bad Schönborn haben sich beim
Kitesurfen an der Nordsee kennen und lieben gelernt und
sind seitdem ein Paar.Von Janinas Idee, eine eigene Kitesurf-
schule auf Usedom zu gründen, war Matthias auf Anhieb
begeistert.
2013 haben die beidenWassersportler auf Usedom ihre
zweite Saison als Kitesurflehrer erlebt. „Wir bieten unsere
Kurse von April bis Oktober an. Die Teilnehmer bekommen
die komplette Ausrüstung gestellt.Wir haben sogar Schutz-
helme mit Sprechfunk, um auch während des Trainings auf
demWasser wichtige Informationen und Anweisungen
durchgeben zu können. Der Grenzstrand zwischen Usedom
und Polen ist ideal, denn wir haben hier einen breiten
Sandstrand, einen seichtenWassereinstieg und ein großes
Stehrevier“, gerät Matthias Rühl ins Schwärmen.
Janina Mathies nickt. „Wir wollen Spaß am Kiten vermitteln.
Deshalb haben wir unser Unternehmen schlicht und ein-
fach ,Kite-Fieber’ genannt.Wir nehmen uns Zeit für jeden
Kursteilnehmer und achten darauf, dass die Gruppen nicht
zu groß werden“, verrät Janina. „Maximal sechs Teilnehmer
gehen bei uns in einem Kurs aufs Wasser. Man braucht Zeit
und Übersicht, denn wir schulen zwischen fünf und sieben
Stunden“, weiß Matthias Rühl zu ergänzen.
Inzwischen hat es sich nicht nur in der Kitesurfszene,
sondern auch bei vielen Urlaubern herumgesprochen, dass
es auf Usedom exzellente Bedingungen für den schnellen,
aufregenden und athletisch anspruchsvollenWassersport
gibt. Neben Freizeitsportlern aus Deutschland lernen
hier auch Gäste aus der Schweiz und aus Österreich das
Einmaleins des Kitesurfens. „Kite-Fieber“ ist eine vom KSA-
Fachverband anerkannteWassersportschule.
Gefallen finden die Kiter inzwischen nicht nur an den
Fahrkünsten des Surferpaares, sondern auch an den coolen
Häkelmützen von Janina Mathies. Die lebenslustige Frau hat
ihre bunten Kreationen nicht nur bei den Surfkursen vor
Ort dabei, sondern betreibt auch einen Onlineshop. Dort
werden neben den Häkelmützen auch alle Ausrüstungsge-
genstände rund ums Kitesurfen vertrieben.
Weitere Infos unter:
www.kite-fieber.deKitesurfen
Das Surfen oder Wellenreiten – die Polynesier gelten als
Erfinder – ist in seiner Urform schon annähernd 4.000 Jahre
alt. Das Kitesurfen, das auch als Lenkdrachensegeln bezeich-
net wird, wurde hingegen erst in den 1970er Jahren bekannt.
Erst die Entwicklung von Polyethylenfasern ermöglichte
die Herstellung von reißfesten Kites. Die ersten Versuche,
Kutschen und kleine Boote mit Lenkdrachen anzutreiben,
wurden bereits in den 1820er Jahren vom englischen Lehrer
George Pocock unternommen.
»Den Wind kann man
nicht kaufen –
er ist ein Geschenk«