Interview mit der Schauspielerin
Lisa Maria Potthoff
Aufgezeichnet von
Dietmar Pühler
Wie waren die bisherigen Dreharbeiten auf Usedom?
Welche Eindrücke blieben haften?
Wir sind jetzt zum ersten Mal im Sommer auf
Usedom. Die ersten beiden Male haben wir im Winter
gedreht. Die Insel transportiert da die Melancholie ganz
toll. Diese Weite und das spezielle Licht sind im Winter
schon besonders. Der Sommer hat wiederum eine andere
Qualität. Er erfüllt den Sommertraum. Deshalb müssen
wir aufpassen, dass es nicht zu leicht und heiter wird. Es
soll ja kein Rosamunde-Pilcher-Film werden.
Sie drehen dieses Mal mitten in der Hauptsaison. Stören
da nicht die vielen Touristen?
Das würde ich so nie sagen. Aber es war schon
unglaublich schwierig, auf der Seebrücke zu drehen. Im
Winter haben wir weniger Probleme mal abzusperren. Im
Sommer muss man flexibler sein. Dennoch ist es gelun-
gen, in einer Szene die Einsamkeit am Meer einzufangen.
Der erste Usedom-Krimi wurde im Februar 2014 ge-
dreht und im Oktober 2014 gesendet. Der zweite Teil
folgte erst ein Jahr später. Warum die lange Drehpause?
Es war das Bestreben aller, dass es eine Reihe wird.
Und man wollte schauen, wie die Geschichte weitergeht,
wie sich die Figuren entwickeln. Ich persönlich schätze es
sehr, dass sich die Autoren und der Produzent Zeit für die
Buchentwicklung genommen haben. Das hat der Qualität
der Geschichten gedient.
Kannten Sie die Insel Usedom auch schon vor den Dreh-
arbeiten als Urlaubsgast?
Ja, ich habe schon einmal Urlaub in Bansin gemacht.
Außerdem lebt ein Onkel von mir auf Usedom.
Haben Sie die Insel Usedom rund um Ihre Dreharbeiten
schon näher kennenlernen können?
Was ich wahnsinnig gut kennengelernt habe, ist Ahl-
beck. Wir hatten das Glück, im Winter im Ahlbecker Hof
untergebracht gewesen zu sein. Als ich gestern durchge-
fahren bin, hatte ich das Gefühl, das ist ein zweites Zuhause,
da man jede Ecke kennt.
Welche Orte oder Lokale sind Ihnen ans Herz gewachsen?
Ein Lieblingsort ist der Ahlbecker Hof, es ist ein
Traum dort. Der Wellnessbereich und das dazugehörige
Restaurant ‚Suan Thai‘ sind super. Ein weiteres Lieblingslokal
ist die ‚Essbar‘ in Heringsdorf. Die ist nicht so hausbacken,
was für junge Leute und hat ganz nette Besitzer. Hier gibt
es einen perfekten frisch gepressten Saft.
Sie drehen aktuell die dritte Folge mit dem bereits
dritten Regisseur. Ist das nicht problematisch bei einer
Reihe, da doch jeder seine eigene Handschrift hat?
Es ist schon interessant, mit welcher Perspektive
unterschiedliche Leute rangehen. Jochen Alexander Frey-
dank ist meinungsstark. Das finde ich toll. Es gibt eine ganz
unterschiedliche Bildgestaltung. Das kann auch eine Quali-
tät sein. Ich bin sehr froh über unseren Herrn Freydank.
Müssen Sie bei den unterschiedlichen Regisseuren nicht
Ihre Rolle ständig verteidigen?
Gott sei Dank muss ich das nicht. Wobei, man muss
es nicht negativ sehen. Das Beste setzt sich durch.
Ist es möglich, einer Mörderin zu verzeihen, die einer-
seits die Mutter ist, die andererseits aber der Tochter
den Vater genommen hat?
Julia fällt es schwer zu verzeihen. Es wird noch einige
Zeit ins Land gehen. Wie ich als Lisa handeln würde, kann
ich gar nicht sagen.
Stellt sich Julia nicht die Frage, was passiert wäre, wenn
ihre Dienstwaffe nicht auf dem Tisch gelegen hätte?
Das ist ein alles beherrschendes Thema für Julia.
Hätte die Waffe nicht dagelegen, wäre es nur eine Ohr-
feige geworden. Aber es schmälert nicht die Schuld ihrer
Mutter.
In der dritten Folge gerät Karin unter Mordverdacht.
Wie geht es weiter im Familiendrama?
Das Verhältnis zwischen mir und Sophie wird
schwieriger. Die Ausschläge zwischen Mutter und Tochter
werden immer extremer. Was das Verhältnis von Julia
und Karin angeht, bin ich selbst gespannt. Aber wenn es
keine Reibung mehr zwischen den Figuren gibt, wird es
auch langweilig.
Wie erleben Sie die Zusammenarbeit mit Ihrer Kollegin
Katrin Sass?
Hervorragend. Ich liebe sie als Person immens. Ich
bin froh, dass sie durch die Arbeit und neben der Arbeit
in mein Leben getreten ist. Wir kannten uns vorher nicht,
aber die Chemie stimmt – und wir haben beide gleichzei-
tig unser Haus gebaut. Das verbindet.
Die Schauspielerin Lisa Maria Potthoff (geboren
1978 in Berlin) wuchs in München auf, wo sie
auch ihre Schauspielausbildung absolvierte.
Nach ihrer Ausbildung war sie auf der Bühne des
MünchnerVolkstheaters sowie in unterschied-
lichsten TV-Nebenrollen zu sehen. Durch ihre
erste Hauptrolle imTV-Thriller ‚Die Tochter
des Kommissars‘ (2001) wurden Kritiker und
Publikum auf sie aufmerksam. Mit ihrer Rolle in
Gregor Schnitzlers ‚Soloalbum‘ (2003) an der
Seite von Matthias Schweighöfer gelingt ihr der
Kinodurchbruch, gefolgt von einer Hauptrolle in
JosephVilsmaiers Drama ‚Die Geschichte vom
Brandner Kaspar‘ (2008).
Foto: ©Stefan Kluether
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