Background Image
Previous Page  14-15 / 108 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 14-15 / 108 Next Page
Page Background

Interview mit der Schauspielerin

Lisa Maria Potthoff

Aufgezeichnet von

Dietmar Pühler

Wie waren die bisherigen Dreharbeiten auf Usedom?

Welche Eindrücke blieben haften?

Wir sind jetzt zum ersten Mal im Sommer auf

Usedom. Die ersten beiden Male haben wir im Winter

gedreht. Die Insel transportiert da die Melancholie ganz

toll. Diese Weite und das spezielle Licht sind im Winter

schon besonders. Der Sommer hat wiederum eine andere

Qualität. Er erfüllt den Sommertraum. Deshalb müssen

wir aufpassen, dass es nicht zu leicht und heiter wird. Es

soll ja kein Rosamunde-Pilcher-Film werden.

Sie drehen dieses Mal mitten in der Hauptsaison. Stören

da nicht die vielen Touristen?

Das würde ich so nie sagen. Aber es war schon

unglaublich schwierig, auf der Seebrücke zu drehen. Im

Winter haben wir weniger Probleme mal abzusperren. Im

Sommer muss man flexibler sein. Dennoch ist es gelun-

gen, in einer Szene die Einsamkeit am Meer einzufangen.

Der erste Usedom-Krimi wurde im Februar 2014 ge-

dreht und im Oktober 2014 gesendet. Der zweite Teil

folgte erst ein Jahr später. Warum die lange Drehpause?

Es war das Bestreben aller, dass es eine Reihe wird.

Und man wollte schauen, wie die Geschichte weitergeht,

wie sich die Figuren entwickeln. Ich persönlich schätze es

sehr, dass sich die Autoren und der Produzent Zeit für die

Buchentwicklung genommen haben. Das hat der Qualität

der Geschichten gedient.

Kannten Sie die Insel Usedom auch schon vor den Dreh-

arbeiten als Urlaubsgast?

Ja, ich habe schon einmal Urlaub in Bansin gemacht.

Außerdem lebt ein Onkel von mir auf Usedom.

Haben Sie die Insel Usedom rund um Ihre Dreharbeiten

schon näher kennenlernen können?

Was ich wahnsinnig gut kennengelernt habe, ist Ahl-

beck. Wir hatten das Glück, im Winter im Ahlbecker Hof

untergebracht gewesen zu sein. Als ich gestern durchge-

fahren bin, hatte ich das Gefühl, das ist ein zweites Zuhause,

da man jede Ecke kennt.

Welche Orte oder Lokale sind Ihnen ans Herz gewachsen?

Ein Lieblingsort ist der Ahlbecker Hof, es ist ein

Traum dort. Der Wellnessbereich und das dazugehörige

Restaurant ‚Suan Thai‘ sind super. Ein weiteres Lieblingslokal

ist die ‚Essbar‘ in Heringsdorf. Die ist nicht so hausbacken,

was für junge Leute und hat ganz nette Besitzer. Hier gibt

es einen perfekten frisch gepressten Saft.

Sie drehen aktuell die dritte Folge mit dem bereits

dritten Regisseur. Ist das nicht problematisch bei einer

Reihe, da doch jeder seine eigene Handschrift hat?

Es ist schon interessant, mit welcher Perspektive

unterschiedliche Leute rangehen. Jochen Alexander Frey-

dank ist meinungsstark. Das finde ich toll. Es gibt eine ganz

unterschiedliche Bildgestaltung. Das kann auch eine Quali-

tät sein. Ich bin sehr froh über unseren Herrn Freydank.

Müssen Sie bei den unterschiedlichen Regisseuren nicht

Ihre Rolle ständig verteidigen?

Gott sei Dank muss ich das nicht. Wobei, man muss

es nicht negativ sehen. Das Beste setzt sich durch.

Ist es möglich, einer Mörderin zu verzeihen, die einer-

seits die Mutter ist, die andererseits aber der Tochter

den Vater genommen hat?

Julia fällt es schwer zu verzeihen. Es wird noch einige

Zeit ins Land gehen. Wie ich als Lisa handeln würde, kann

ich gar nicht sagen.

Stellt sich Julia nicht die Frage, was passiert wäre, wenn

ihre Dienstwaffe nicht auf dem Tisch gelegen hätte?

Das ist ein alles beherrschendes Thema für Julia.

Hätte die Waffe nicht dagelegen, wäre es nur eine Ohr-

feige geworden. Aber es schmälert nicht die Schuld ihrer

Mutter.

In der dritten Folge gerät Karin unter Mordverdacht.

Wie geht es weiter im Familiendrama?

Das Verhältnis zwischen mir und Sophie wird

schwieriger. Die Ausschläge zwischen Mutter und Tochter

werden immer extremer. Was das Verhältnis von Julia

und Karin angeht, bin ich selbst gespannt. Aber wenn es

keine Reibung mehr zwischen den Figuren gibt, wird es

auch langweilig.

Wie erleben Sie die Zusammenarbeit mit Ihrer Kollegin

Katrin Sass?

Hervorragend. Ich liebe sie als Person immens. Ich

bin froh, dass sie durch die Arbeit und neben der Arbeit

in mein Leben getreten ist. Wir kannten uns vorher nicht,

aber die Chemie stimmt – und wir haben beide gleichzei-

tig unser Haus gebaut. Das verbindet.

Die Schauspielerin Lisa Maria Potthoff (geboren

1978 in Berlin) wuchs in München auf, wo sie

auch ihre Schauspielausbildung absolvierte.

Nach ihrer Ausbildung war sie auf der Bühne des

MünchnerVolkstheaters sowie in unterschied-

lichsten TV-Nebenrollen zu sehen. Durch ihre

erste Hauptrolle imTV-Thriller ‚Die Tochter

des Kommissars‘ (2001) wurden Kritiker und

Publikum auf sie aufmerksam. Mit ihrer Rolle in

Gregor Schnitzlers ‚Soloalbum‘ (2003) an der

Seite von Matthias Schweighöfer gelingt ihr der

Kinodurchbruch, gefolgt von einer Hauptrolle in

JosephVilsmaiers Drama ‚Die Geschichte vom

Brandner Kaspar‘ (2008).

Foto: ©Stefan Kluether

12 | Usedom Magazin

13 | Usedom Magazin