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Im Jahr 1999, also zwanzig Jahre spä-

ter, hatten Schönert und Jakuczun die

Anekdote von damals erzählt, worauf

Schönert seinen ehemaligen Schüler

Dirk Weichbrodt fragte, ob dies nicht

etwas für ihn wäre, er sei schließlich

Landwirt und kenne sich mit Rindern

aus. „Von da an dauerte es fünf Jahre,

bis die ersten vier Wisente hier anka-

men“, erinnert sich Weichbrodt.

Seit Juni 2004 wurden im Wisentge-

hege Insel Usedom, das im gleichen

Jahr das Zuchtbuch erhalten hatte,

fünfzehn Kälber geboren. Diese

tragen alle als Herkunftszeichen die

Buchstaben ‚Us‘ am Anfang ihres Na-

mens (wie die jetzt 3-jährige Usina),

während bei den vier Ursprungstieren

noch ihre polnische Abstammung im

Namen abzulesen ist, wie beispiels-

weise bei dem 15-jährigen Bullen Po-

ciotek oder Usinas Mutter Powizyta,

mit 16 Jahren die Älteste der Herde.

Der Flachlandwisent (Bison bonasus

bonasus), zu dem die Usedomer Tie-

re zählen, ist ein typischer Mischwald-

bewohner. Einst hatten die Wälder

jedoch einen anderen Charakter

als der heutige Wirtschaftswald. Bis

ins Mittelalter lebten Wisente wie

Wegweisend: Zehn Jahre nach

seiner Ausrottung begann man

1929 im Urwald von Białowieża

mit der Zucht des Wisents. Seit

2004 lebt das größte Landsäu-

getier Europas auch wieder im

sechs Hektar großen Gehege

auf Usedom.

auch der ausgerottete Auerochse,

Wildpferde und Hirsche in lichten,

parkartigen Wäldern.

Diesen Vegetationstypus finden die

Usedomer Wisente in Prätenow

vor. Das Schaugehege, in das die

Besucher tagsüber Einblick haben, ist

eine offene Weide, das Freigehege

wiederum entspricht einem Hude-

wald, also einem offenen Weidewald,

der die entsprechenden Vogelarten

wie Grünspecht, Wiedehopf oder

Neuntöter anlockt.

Weltweit leben nach Angaben

von Dirk Weichbrodt rund 4.500

Wisente, davon etwa 2.000 in freier

Wildbahn, die meisten in Polen. Sie

alle sind das Ergebnis des ältesten

Artenschutzprojektes, das 1923

mit der Gründung der ‚Gesellschaft

zur Rettung des Wisentes‘ seinen

Anfang nahm. Die Nachzucht begann

1929 im polnischen Białowieża, dort

wo zehn Jahre zuvor der letzte frei

lebende Wisent in Europa gewildert

wurde.

Das Usedomer Wisentgehege ist Teil

dieses erfolgreichen Artenschutzpro-

jektes. Bisher konnte Dirk Weich-

brodt Zuchttiere aus Prätenow an

andere Zuchtgehege in Springe,

Hardehausen und Obora Libeň

(Tschechien) abgeben. Während

der Auerochse im 17. Jahrhundert

unwiederbringlich ausgerottet wurde,

gelang es Naturschützern beim Wi-

sent noch rechtzeitig, die Reißleine zu

ziehen.

Das größte Landsäugetier Europas

kann im Wisentgehege Insel Use-

dom an 365 Tagen im Jahr bestaunt

werden.

Nähere Informationen zu den Öffnungszeiten

und den Hintergründen des Wisentgeheges

finden Sie unter:

www.wisentgehege-usedom.de

Der Wisent ist das größte

Säugetier Europas.

Ein Steckbrief:

Länge

bis 3,50 m

Widerristhöhe

(Übergang vom

Kopf zum Rücken)

bis 2,00 m

Gewicht

Kühe bis 640 kg

Bullen bis 920 kg

Alter

bis 26 Jahre

Brunftzeit

Aug.–Sept.

Tragzeit

264 Tage

Geschwindigkeit bis zu 50 km/h

Sprunghöhe bis zu 2,00 m

Grafik: ©KostanPROFF/shutterstock.com

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