Pestwurz
Bereits die deutsche Äbtissin Hildegard von Bingen
wusste um die Heilwirkung der Pestwurz. Im Thur-
bruch lockt sie mit ihrem angenehmen Blütenduft an
Gräben, Bachrändern und Weidenbüschen Insekten
wie Hummeln und Rosenkäfer zur Bestäubung an.
Goldene Acht
Auf Usedom wird der mittelgroße Schmetterling
auch als
‚
Posthörnchen
‘
bezeichnet. Der zarte Schön-
ling, der zur Tagfalterfamilie der Weißlinge zählt, fliegt
im Thurbruch von August bis September regelmäßig
über die Wiesen.
Johanniskraut
Das Johanniskraut ist im Thurbruch an den Wegrän-
dern und den Hanglagen regelmäßig vertreten. Die
Blume gilt als ‚Gemütsaufheller‘, da das Pflanzen-
extrakt die Botenstoffe im Gehirn beeinflusst und
positiv auf die menschliche Psyche wirkt.
Thurbruchgletscherzungenbecken wird vollkommen von
der eiszeitlich geprägten, bis zu 35 Meter über dem Meeres-
spiegel gelegenen Endmoränenstaffel umgeben.
Das einst einsame Moor wurde urkundlich erstmals im
Jahr 1421 als Auerochsenwald erwähnt. So trägt das
Sumpfgebiet seinen Namen nach dem Urrind, dem Auer-
ochsen (in der slawischen Sprache als ‚Thur‘ bezeichnet).
Schon damals war das Moor längst mit dem Usedomer
Umland vernetzt, denn nachweislich erlegte Herzog
Wartislaw V. von Pommern im Jahr 1360 den letzten Thur
auf Usedom.
Wurden die Wildbüffel auch ausgerottet, so hat sich bis
heute in den Bruchwäldern rund um den Gothensee ein
stattlicher Rotwildbestand erhalten – in der Saison 2015
beispielsweise wurden zwölf röhrende Hirsche im Thur-
bruch erfasst.
Die heutigen Herrscher des Thurbruchs jedoch sind die
gewaltigen Bullen der massigen Angusrinder. Erschallen
ihre Schreie und Rufe – angetrieben durch Liebessehn-
sucht –, erinnert das Spektakel für kurze Augenblicke
an das ausgestorbene fürstliche Wildrind, den ‚Thur‘.
Auf natürlichem Grünland des Öko-Guts Thurbruch
in Labömitz weiden die Angusrinder auf ökologischer
Grundlage. Die Rindermarke in Kombination mit einem
Rindursprungsschein garantiert Genießern wie Gour-
mets würziges, saftiges Angusfleisch, das als besonderes
Bio-Produkt der Sonneninsel gilt. Mit diesem Siegel ist das
Thurbruch-Fleisch also kein anonymes Rindfleisch aus der
Tiefkühltruhe, sondern deftiges Landfleisch vom Bauern
nebenan.
Bereits vor 350 Jahren wurde mit einer Entwässerung des
Thurbruchs begonnen, doch erst durch die Befehle von
König Friedrich II. von Preußen wurden 1750 die Tro-
ckenlegungspläne zur Landnutzung forciert. Zu absoluten
Wirtschaftswiesen und Weideland wurde das Revier zu
DDR-Zeiten, denn ab 1968 regulierte das Wasserre-
gime mehrere elektrisch betriebene Pumpwerke. Das
Windkraftschöpfwerk Kachlin ist heute noch als techni-
sches Denkmal erhalten. Bei Windstärke 8 schaffte das
Windrad einst eine Fördermenge von 1.440 Kubikmeter
Wasser je Sekunde. Durch diesen drastischen Wasser-
entzug und damit einsetzender Sauerstoffzehrung wurde
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