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Diese Strophe und der raue Gesang von Stefan Gwildis haben sich in meinem Kopf

festgesetzt, als ich mich auf denWeg in die polnische Nachbarstadt Swinemünde mache

– und die Melodie soll mich während der nächsten Stunden begleiten.

Es ist August und die „Sail Świnoujście“ lockt für drei Tage in die Hafenstadt an der

Swine. Hier haben sechs Großsegler aus Polen, Deutschland, Schweden und den Nieder-

landen festgemacht. Mehrmals stechen sie täglich für zwei Stunden in See, wo sie einen

Hauch Segelromantik versprühen. Bei bestem Sommerwetter führt es mich auf den

Dreimaster „Minerva“. Mit an Bord gut fünf Dutzend polnische Urlauber, die fünfköpfige

holländische Besatzung und das Shantytrio „Formacja“ aus Danzig.

International ist auch die Begrüßung durch Guus Meyer. „We make a little trip to the

sea and we set sails“, sagt der Holländer mit lauter Stimme und lässt das Gesagte von

Tomasz Haluszkiewicz ins Polnische übersetzen. Der Shantymusiker macht das mit

schelmischem Blick und sorgt für Schmunzeln, als er seinen Landsleuten erklärt, dass es

verboten ist, das Schiff während des Segelns zu verlassen.

Dem Aufruf, beim Segelsetzen mitzuhelfen, werden später viele folgen. „I hope you enjoy

the sail and the music“, sagt Guus abschließend zu den Passagieren und schon geht

es los bei strahlendem Sonnenschein und 27 Grad Celsius. Mit Motorhilfe tuckert die

„Minerva“ Richtung Ostsee. Ein leichter Wind weht um die Nase und der lässt die hoch-

sommerlichen Temperaturen angenehm erscheinen. „Ideales Segelwetter für Landratten

wie mich“, geht es mir durch den Kopf, während sich die ersten Passagiere an den dicken

Tauen zu schaffen machen, um die Segel des Dreimast-Gaffelschoners zu setzen.

Langsam geht es vorbei amYachthafen zur Linken, am alten Leuchtturm zur Rechten

und mit dem Blick nach vorn zur Ostmole, an die sich seit geraumer Zeit der noch nicht

fertiggestellte Swinemünder Gashafen anschließt.Vis á vis grüßt auf der Westmole die

weiße Mühlenbake, das Wahrzeichen der Stadt Swinemünde.

Auf offener See verstummt urplötzlich der Dieselmotor der „Minerva“ und es wird

ganz still am Heck. Einzig das Flattern der Segel ist jetzt zu hören. Die milde Brise riecht

nach Meer und die Sonnenstrahlen brechen sich auf den sanftenWogen. So könnte es

stundenlang weitergehen. Doch auf Höhe des Seebades Ahlbeck ist der Point of Return

erreicht.

Ich begebe mich mittschiffs, wo die drei Musiker von „Formacja“ abwechselnd englische

und polnische Shantys singen. Es herrscht eine entspannte Atmosphäre. Die Crew ist

freundlich und serviert zwischen den Einsätzen an den Segeln Kaffee und Kuchen oder

ein frisch gezapftes Bier zu holländischen Käsewürfeln. In umgekehrter Reihenfolge geht

es an Mühlenbake, Leuchtturm undYachthafen vorbei zurück zur Festmeile am Swinekai.

Ein wundervoller Segeltörn ist vorüber, viel zu schnell – und er hat Lust gemacht auf

Meer. „Anker werfen, Segel setzen“ will ich auch 2014 wieder. Dann geht es mit der

ganzen Familie raus auf die Ostsee, entweder an Bord der „Minerva“ oder einem der

anderen Großsegler, die dann in Swinemünde festmachen.

Segel setzen, Shantys lauschen

und das Meer genieSSen

– Impressionen eines Segelausflugs –

»Anker werfen, Segel setzen, Regen

oder Himmelsblau, nur der Sturm hat

seine Regeln, Leben ist so ungenau«.

Die

„6. Sail Świnoujście“

findet

vom

1. bis 3. August 2014

statt.

Das maritime Fest lockt alljährlich viele

Tausend Besucher auf die Volksfest-

meile. Höhepunkt des Festes ist

samstagabends die Segelschiffparade in

Begleitung unzähliger Segelyachten mit

anschließendem Feuerwerk.

Gleichzeitig mit der 6. „Sail Swinoujscie“

wird 2014 das

25. Seemannslied-

festival „Wiatrak

“ ausgetragen.

Darüber hinaus finden zwei Segelre-

gatten um den Preis der Unity Line

sowie um den Polonez Cup statt.

Text

Dietmar Pühler

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Fotos Seite 14 & 15:Arkadiusz DWULATEK; Shutterstock: ©Mette Brandt, ©Mrs. Opossum