W
er schon einmal bei einem
Konzert der Musikerinnen
und Musiker des Baltic Sea
Youth Philharmonic die
Begeisterung und Energie erlebt hat, welche
diese begabten Musiker verströmen, der kann
in etwa erahnen, wie groß die Freude der jun-
gen Talente am 2. Oktober 2015 gewesen sein
muss. An diesem Tag erhielten sie gemeinsam
mit den Weltstars Jonas Kaufmann, Angela
Gheorghiu und Daniel Hope in der Dresdner
Frauenkirche den von der Europäischen Kultur-
stiftung ‚Pro Europa‘ verliehenen Europäischen
Orchester-Nachwuchspreis. In seiner Laudatio
betonte kein Geringerer als der ehemalige
deutsche Außenminister Hans-Dietrich Gen-
scher, dass das junge Orchester „Botschafter
einer neuen Zeit“ und ihr Dirigent „einer der
kraftvollsten der Welt“ sei. Damit brachte er
auf den Punkt, was viele Zuhörer empfinden,
wenn sie das internationale Orchester live
erleben.
Was mit der Gründung 2008 durch eine
gemeinsame Initiative des Usedomer Musikfes-
tivals und der Nord Stream AG als eine kühne
Idee und Vision begann, ist heute ein wunder-
barer Beweis für die gemeinsamen Ideale der
europäischen Jugend: das Baltic Sea Youth Phil-
harmonic versammelt – genau wie seine große
Schwester, das Baltic Sea Philharmonic, wel-
ches sich als musikalische Ergänzung aus dem
Jugendorchester heraus entwickelte – hoch-
talentierte Musiker und aller zehn Länder des
Ostseeraums. Das Baltic Sea Youth Philharmo-
nic gastierte bereits bei bekannten Festivals
und in berühmten Konzerthäusern, wie der
Berliner Philharmonie und dem Pariser Théâtre
des Champs-Élysées. Rund 500 Studierende
aus den Ostseeanrainerstaaten bewerben sich
jedes Jahr um die begehrten Plätze auf der Or-
chesterbühne. Exzellente Lehrer, ein Dirigent
voller Energie, Gefühl und Freude an der Musik
sowie die Arbeit mit jungen Menschen – dies
sind die Grundpfeiler für den Erfolg des jungen
Orchesters sowie die immer beliebter werden-
den Tourneen durch Europa.
Weitere Informationen zum Orchester sowie
zu den Tourterminen unter:
www.bmef.euEs ist ein ganz besonderer Geist, der dem Baltic Sea Youth Philharmonic innewohnt und
der Zuhörer wie Musiker stets aufs Neue beeindruckt. Am ehesten lässt er sich mit den
Worten Begeisterung, Energie, Fleiß, Spannung und Leidenschaft beschreiben. Auch die
Gedanken und Emotionen der jungen Künstler spiegeln dies wider, wenn sie beschreiben,
was das gemeinschaftliche Musizieren für sie bedeutet:
„Mein Leben wäre ein anderes ohne dieses Orchester …“
Zu Besuch beim Baltic SeaYouth Philharmonic
Agnieszka Świgut
aus Polen, die an der War-
schauer Chopin-Universität Violine studierte und
seit 2011 Teil des Orchesters ist, schwärmt von der
Energie, die sie zwischen Orchester und Zuhörer
spürt, wenn Kristjan Järvi einen „symbiotischen
Organismus kreiert“, sowie von dem Gefühl, wenn
sie die erste Geige spielt – diese „Spannung und
Aufregung wie vor einer weiten Reise, weil man nie
weiß, was genau auf der Bühne passieren wird“.
Für
Madara Norb
ū
te
aus Riga, die sehr stolz
war, in Dresden noch einmal gemeinsam mit Kristjan
Järvi, ihren Freunden und Lehrern zu musizieren,
bringt die „Kombination aus Inspiration, Lernen und
Energie eine ganz besondere Art Magie hervor“. Ihr
Leben wäre ein anderes ohne das Orchester und
diese alles bestimmende Dynamik.
Katarzyna Sylla,
die Violinistin aus der Nähe
von Warschau, ist seit 2012 im Orchester. Sie war
bereits häufig in Świnoujście, im polnischen Teil der
Insel, wo sie die großen Schiffe und die Mole liebt.
Das Baltic Sea Youth Philharmonic ist für sie „wie
eine große Familie, auf die sie stolz ist, wo gemein-
sam gelacht wird, wo man aber auch zusammen
traurig und nachdenklich sein darf“.
Für
Annika Oser
aus Deutschland, die an der
Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frank-
furt am Main Oboe studiert, bringt die Arbeit mit
Kristjan Järvi, an dem sie besonders den „Weitblick
für das Leben an sich schätzt“, immer wieder neue
Überraschungen mit sich.
Eindrücke, Emotionen und Gefühle, die Musizieren-
de und Zuhörer gleichermaßen erleben, wenn sie
sich auf das Baltic Sea Youth Philharmonic einlassen,
denn hier wird er gelebt, dieser Menschen und Regi-
onen verbindende Gedanke der Musik.
Ein Orchester, das unterschied-
lichste Nationalitäten und
Talente vereint.
v.l.n.r.:
Madara Norb
ū
te aus Riga,
Agnieszka Świgut und
Katarzyna Sylla aus Polen,
Kristjan Järvi (Gründungs-
dirigent und musikalischer
Leiter) sowie Annika Oser aus
Deutschland.
Text und Fotos
Dr. Matthias Gründling
Foto: ©Justyna Kaminska/Shutterstock.com
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