„D
as Zischen so lange halten, wie
der Ball fliegt“, sagt der Dozent.
Es zischt hin und her, her und
hin – und ist Teil der Sprecher-
ziehung. Im nächsten Seminarraum ist Schiller
dran, im Fach ‚Kunst- und Kulturgeschichte‘. Es
geht um seine Antrittsrede an der Universität
Jena, die er 1789 hielt: ‚Was heißt und zu wel-
chem Zweck studiert man Universalgeschichte‘.
Den Studenten, die 2015 hier lernen, wird
Schiller noch oft begegnen, er ist nach Goethe
der meistgespielte Autor auf deutschen Bühnen.
Da ist es hilfreich, wenn man weiß, wie er zu
verstehen ist.
Im Ballettsaal spürt man die Anspannung, denn
die scheinbar einfachen Bewegungsabläufe er-
weisen sich im Detail als sehr kompliziert. „Erst
ganz am Ende der Bewegung den Kopf strecken“,
betont die Dozentin und geht zu jedem Einzel-
nen, um die Bewegung der Knie, Hüfte, Wirbel-
säule und Arme in eine geordnete Reihenfolge zu
bringen. Auch bei Shero Khalil haben die Körper-
teile zunächst ihr Eigenleben, bis es ihm gelingt,
sie einigermaßen zu bezwingen. Shero ist einer
von 40 Eleven der Theaterakademie Vorpom-
mern mit Sitz in Zinnowitz. Schauspieler möchten
sie werden, sie kommen aus ganz Deutschland
und werden, so alles gut geht, nach vier Jahren als
‚Staatlich anerkannter Schauspieler‘ in die Welt
der Bühnen entlassen.
Theorie
Und
Praxis
vereint
Eindrücke aus der
TheaterakademieVorpommern
Steven Nowacki, Student des 1. Studienjahres, bietet dem Zuschauer
eine Erfrischung aus seinen Händen – als Teil der Sprecherziehung.
Linke Seite:
‚Szenenstudium‘ – intensives Feilen an einer Szene,Ausprobieren
verschiedener Lesarten einer Figur, immer wieder die Situation neu
denken – das steht bei den Studenten weit oben im Fächer-Ranking.
Text
Martina Krüger
Fotos
Henry Böhm
74 | Usedom Magazin
75 | Usedom Magazin