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M

atthias Wegehaupt ist ein zurückhal-

tender und nachdenklicher Mensch.

Er liebt die Ruhe am Waldesrand

des kleinen Seebades Ückeritz, wo

er nah bei seinen wichtigsten Motiven wohnt: dem

Küstenwald, dem Meer, aber auch den Menschen

unten am Strand.

Sein Haus und Atelier steht in der Ückeritzer Wald-

straße, die in den 1930er-Jahren zum Ort einer

kleinen Künstlerkolonie wurde. Hierher kamen

die Maler Otto Manigk und Herbert Wegehaupt

zunächst als Sommergäste, bedingt durch den Zwei-

ten Weltkrieg blieben sie schließlich für immer.

Nach seinen Studienjahren an der Universität

Greifswald, wo er Schüler bei seinem Vater Her-

bert Wegehaupt war, und dem Kunststudium in

Berlin-Weißensee kehrte er nach Ückeritz zurück,

wo er an einem „Buch all der Tage“ arbeitete, das

zu einem Roman wurde: ‚Die Insel‘ (Ullstein 2005).

Heute gehört das Schreiben genauso zu ihm

wie das Malen. „Wie es sich ergibt: Wenn man

mit dem einen müde wird, kann man mit dem

anderen beginnen. Ich mache ja nüscht anderes

als malen und schreiben.“

E

s waren die Usedomer Landschaften, die

Ute Wittig-Weißensee so sehr anzogen.

Die Berliner Architektin kam über fünf-

zehn Jahre als Wintergast auf die Insel;

hier genoss sie die Ruhe und klare Luft nahe des

Heringsdorfer Fischerstrandes – und hier hatte

sie Zeit, um Skizzen und Aquarelle entstehen zu

lassen.

„Die Malerei war nur im Urlaub möglich“, erinnert

sich die auf Sanierung denkmalgeschützter Häu-

ser spezialisierte Diplom-Ingenieurin. Im Jahr 2011

zog sie auf die Insel Usedom ins malerische Dorf

Neppermin, wo sie mit Blick auf das Achterwasser in

einem Haus wohnt, das zugleich Atelier und Galerie

ist. Damit hat sie sich ihren eigenen Traum erfüllt.

Der Künstlerin geht es darum, die Bildidee

mitzunehmen und zu reduzieren. Ute Wittig-

Weißensee hat eine Tupftechnik entwickelt, die

Details auflöst und Stimmungen einfängt. „Es geht

um das Bild, nicht um das Abbild“, merkt sie an.

Ihre Motive sind alte Fischerhäuser, Dünen, Seen

und natürlich die Ostsee. „Ich mag es, die Schön-

heit der Insel zu malen“, betont die Künstlerin. So

hat sie ein blaues Haus in Warthe mit dem Titel

‚Sommergarten am Fischerhaus‘ gemalt. „Das

Motiv hat viele Liebhaber gefunden und so ist

eine Kleinserie von signierten Sammlerplakaten

entstanden“, erinnert sich die Künstlerin.

Bevor Ute Wittig-Weißensee auf die Insel zog,

hatte sie dort bereits eine Ausstellung im Was-

serschloss Mellenthin, wo sie ihre ‚Usedomer

Landschaften‘ präsentierte. Auch wenn sie ihre

eigene Galerie hat, sind ihr Ausstellungen an

anderen Orten wichtig. „Es gibt Leute, die haben

Schwellenangst, in eine Galerie zu gehen. Man

muss Kunst auch an Orte bringen, die ungewöhn-

licher sind“, ist sie überzeugt.

Ute Wittig-Weißensee ist eine vielseitige Künst-

lerin. Neben Zeichnungen, Aquarellen und

Ölbildern arbeitet sie gerne mit verschiedenen

Materialien. Auch ihre frühere Ausbildung zur

Vergolderin macht sie sich dabei zunutze.

Eine besondere Würdigung erhielt Ute Wittig-

Weißensee im vergangenen Jahr, als sie erstmals

bei der Ahrenshooper Kunstauktion vertreten

war. Allein die Teilnahme sei ein kleiner Ritter-

schlag gewesen, und dass die Arbeit auch einen

Kunstliebhaber gefunden hat, freute die Künstlerin

ganz besonders.

Text

Dietmar Pühler 

Fotos

Dirk Bleyer und Aneta Szydlak

Bei seiner literarischen Arbeit geht es ihm um

„das Bild der Welt, das sich jeder macht. In der

Malerei ist das nicht unbedingt so“, erklärt er. „Ich

gehe täglich durch den Wald zum Meer. Da packt

mich der Anblick der sich immer ändernden

Baumstrukturen. Vielleicht ist das ja das Schöne,

dass man Inhalte nicht in Bilder tragen muss“, so

Matthias Wegehaupt. Während in der Malerei

das Gesehene verwandelt abgebildet werde,

fließe das, was einen umtreibt, mehr ins Wort.

So wie bei seinem jüngsten Roman ‚Schwarzes

Schilf‘ (Aufbau Verlag 2012): „Ich wollte ein Buch

aus der Sicht eines Menschen schreiben, der ganz

unten ist“, erklärt der schreibende Maler. In dem

Werk kehrt der gescheiterte Protagonist aus der

Großstadt in seine Heimat, die Insel Usedom, zu-

rück. Er durchquert die Insel auf einem Segelboot

und erfährt eine heilsame Läuterung.

In gewisser Weise steht die Hauptfigur des Ro-

mans für die Lebenswege der ersten Usedomer

Malergeneration. „Dieser Inselort Ückeritz war

durch seine Ursprünglichkeit den Malerfreunden

ein Gegenpol zum getriebenen Leben in Berlin

geworden“, schrieb Wegehaupt einmal über sei-

nen Vater und Onkel. Hier fanden alle Maler der

Künstlerkolonie Abgeschiedenheit und Ruhe.

Ein Künstler – zwei Leidenschaften

Der schreibende Maler Matthias Wegehaupt

Vom Achterland inspiriert

Die Berliner Künstlerin Ute Wittig-Weißensee fand auf Usedom ihr Refugium

In diesem Jahr wird Ute

Wittig-Weißensee mit ihren

Bildern die Insel Usedom im

Informationsbüro des Lan-

des Mecklenburg-Vorpom-

mern bei der Europäischen

Union in Brüssel vertreten.

Arbeiten des Malers

MatthiasWegehaupt können

in der Galerie REFUGIUM

in Zinnowitz, in der NEUEN

GREIFENGALERIE in

Greifswald oder im KUNST-

PAVILLON HERINGSDORF

besichtigt werden.

84 | Usedom Magazin

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