

Arbeitslosigkeit nach derWende. Es wurde damals ein Kon-
zept entwickelt, um Heil- und Färbegewächse anzupflanzen.
Später übernahm der Verein „Mirabell“, der sich die För-
derung von Natur, Kultur und Gemeinwesen auf die Fahne
geschrieben hat, den Duft- undTastgarten. 1999 beschlossen
die Mitglieder des Mirabell e.V., Kräuter im größeren Stil und
kontrolliert biologisch anzubauen. Daraus wurde das heutige
Unternehmen „Kräutergarten Pommerland e.G.“ in Pulow,
das mittlerweile zwanzig verschiedeneTeesorten über den
Naturkostfachhandel vertreibt.
Der Duft- undTastgarten ist ein Schaugarten für rund 300
Pflanzenarten und zugleich eineWirkungsstätte der Phyto-
praktikerin Simone Schaefer. Das Gartengelände ist heute
viermal so groß wie vor zwanzig Jahren und im unteren
Bereich behindertengerecht ausgebaut. AlleTafeln enthalten
den deutschen und botanischen Pflanzennamen und dies
auch in Brailleschrift.
Die gebürtige Dresdnerin bietet Führungen durch den
Garten an, aber auch Kräuter-Koch-Seminare. „Manche
kommen hierher, um die Seele baumeln zu lassen, andere,
weil sie neugierig sind auf unser Angebot des ganzheitlichen
Lernens“, erklärt die Kräuterfrau. Für sie ist der Duft- und
Tastgarten „ein großer Schatz, ein grüner Lernort, den ich
mit wachsender Begeisterung anbiete“.
ist sowie im Umkreis von zwei Stunden nach Hamburg und
Berlin liegt“, erläutert er die Standortwahl auf dem flachen
Land. „Was mich hier fasziniert, ist die Landschaft, das Licht.
Ich denke, dass diese Gegend irgendwann die Provence
Deutschlands sein wird“, schwärmt der Kunsthistoriker.
„Ich hole dieWelt hierher“, sagt er und fügt hinzu: „Das
Besondere hier ist die Qualität. Mein Museum ist ein Ort,
den man bewusst besucht.“ Richter sammelt seit 15 Jahren
zeitgenössische Kunstwerke.Vom wandfüllenden Ölgemälde
bis zumVideo stellt er Werke von über 50 Künstlern aus 30
Nationen aus. So hat das Museum jeweils eigene Räume für
Fotokunst, Papierarbeiten sowie Film- und Videokunst. Ab
dem 04.04.15 sind wieder zehn verschiedene Ausstellungen
geplant mit Künstlern aus Kuba, USA, Spanien, Deutschland
und Asien.
Kunst und Natur im Einklang
Begleitet von facettenreichen Eindrücken aus derWelt der
Kunst geht es weiter zum Duft- undTastgarten in Papendorf,
wo die Schönheit der Natur sowie das umfangreicheWis-
sen über Heilpflanzen im Mittelpunkt stehen. Der Duft- und
Tastgarten ist ein Ort der Stille, der Meditation und der
Begegnung mit der Natur.Angelegt wurde der Garten Anfang
der 90er Jahre von engagierten Dorfbewohnern. Sie wollten
ein Zeichen setzen gegen die Resignation durch die hohe
Das Klanghaus am See bringt
Kultur und Leben nach Klein
J
asedow
Ein Katzensprung ist es schließlich von den Heilpflanzen in
Papendorf zu den „heilenden Künsten“ in Klein Jasedow.
Hier ist der Sitz des Vereins „Europäische Akademie der
Heilenden Künste e.V.“. Dieser wurde 1997 von Menschen
gegründet, die künstlerisch, therapeutisch, handwerklich und
publizistisch tätig sind. Zu den Gründern zählt Klaus Holsten,
der unter heilenden Künsten alle Künste versteht, „die einen
aus der Entfremdung herausholen. Auch Ackerbau und
Viehzucht können eine heilende Kunst sein“, so der Musiker,
der von 1974 bis 1994 Querflötist an der Staatsoper Mün-
chen war.
Kunst und Heilung sowie Verantwortungsbewusstsein für
die Natur sind die Impulse für die „Akademie der Heilen-
den Künste“. Sie versteht sich als ein Ort des Lernens und
der Begegnung, wo sich Menschen sowohl auf regionaler als
auch auf globaler Ebene „in einem lebensfördernden Sinn“
einbringen.
Mit dem 2007 errichteten „Klanghaus am See“ steht der
Akademie ein Raum zur Verfügung, in dem Konzerte, Aus-
stellungen, Feste und Tagungen stattfinden, der aber auch als
Tonstudio genutzt wird. Das Klanghaus verfügt über zahlrei-
che Geräuschinstrumente, die selbst von unmusikalischen
Menschen gespielt werden können. Blickfang sind aber zwei-
fellos die großen Gongs, die in der therapeutischen Arbeit
eine wesentliche Rolle spielen. Für ihr großes Engagement
im Lassaner Winkel erhielt die „Europäische Akademie der
Heilenden Künste“ 2006 den Freiherr-vom-Stein-Preis der
Humboldt-Universität zu Berlin.
Gewürdigt wurden die ökonomischen, ökologischen und
kulturellen Impulse der Akademie für die dörfliche Ent-
wicklung in einer Region, deren Entwicklungsperspektiven
von ökonomischer Stagnation und Bevölkerungsrückgang
geprägt sind. Der Lassaner Winkel profitiert eindeutig von
diesem Engagement und vom Netzwerk „Kräuter, Kunst
und Himmelsaugen“. Sie sorgen für ein neues Selbstbe-
wusstsein im Landstrich am Peenestrom.
Text
Dietmar Pühler
Fotos
Dirk Bleyer & Aneta Szydlak
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Inmitten einer bunten Kräuterwelt: Die Phytopraktikerin Simone Schaefer im Duft- undTastgarten Papendorf.
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Eingebettet in eine beeindruckende eiszeitliche
Endmoränenlandschaft beheimatet der Duft- und Tastgarten rund 300 Pflanzenarten.
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Allein oder in Begleitung von Simone Schaefer können Besucher im
„grünen Lernort“ die Vielfalt der Kräuterwelt erkunden.
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Mitbegründerin der Europäischen Akademie der Heilenden Künste in Klein Jasedow, Dr. Christine Simon.
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Im „Klanghaus am See“ steht Laien und
fortgeschrittenen Musikern ein abwechslungsreiches Angebot – auch an exotischen – Musikinstrumenten zur Verfügung.
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Die Musiktherapeutin Dr. Christine
Simon präsentiert einen als Instrument therapeutischer Selbsterfahrung einsetzbaren Gong.
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Das Klanghaus am See
Duft- undTastgarten
Adressen sowie weitere Informationen zu den beschriebenen
Netzwerkpartnern finden Sie auf der folgenden Seite.
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54 | Usedom Magazin
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